Schöne Königinnen

Ein Blog über weibliche Souveränität

Souveräninnen

(…) Man kann sagen, dass sie aus Zufall Königinnen geworden sind, aufgrund unvorhersehbarer historischer Ereignisse, und zwar wurden sie es gerade dank ihres Ausschlusses aus den dynastischen männlichen Apparaten, nämlich in einem Moment, als diese dem Strom der Ereignisse nicht standhielten. Aber gerade weil sie es in einem Moment wurden, in dem der exklusiv männliche Apparat zusammenbrach, genossen einige Frauen, die Königinnen geworden waren, eine besondere Freiheit: die Freiheit, so zu handeln, wie sie es für das Beste hielten. Denn da sie den Thron nicht geerbt hatten, befanden sie sich außerhalb des Symbolischen des Königtums als direkt von Gott kommend, also außerhalb der daraus folgenden Inszenierung.

Auch wir profitieren heute von einem ähnlichen Paradox: Wir könnten Souveräninnen werden, weil die Zeiten dafür gut sind, und nicht, weil es unser Recht wäre.

In der Tat ist weibliche Souveränität, wenn sie ausgeübt wird, schon für sich genommen Unabhängigkeit von der Irrealität, die die im Todeskampf liegenden Institutionen geschaffen haben. Sie gewährleistet die Rückkehr zur Realität und zur Möglichkeit, die Wahrheit zu sagen, ohne die Macht mit selbstmörderischem Heroismus herauszufordern. Weibliche Souveränität kann uns helfen, an einer Beziehung der Differenz mit den Männern zu arbeiten. Indem wir sie praktizieren, können wir Zeugnis dafür ablegen, dass wir durchaus in der Lage sind, das männliche Bedürfnis danach zu respektieren, Institutionen und Konstruktionen aufzubauen, in deren Rahmen es bis heute nötig gewesen ist, sich jede Sache einzuverleiben, die frei zur Welt kommt. Wir respektieren diese Tatsache, die sie betrifft, aber wir können ihnen auch helfen, die Geschichtlichkeit ihrer Konstruktionen zu erkennen und zu verstehen, dass sie auf gesetzlichem Weg offensichtlich unreformierbar sind. Ich glaube wirklich, dass es nicht möglich ist, »von oben nach unten« den Typ Institution zu reformieren, der jene Wurzeln hat, von denen ich erzählt habe. Diesen Ursprung, dieses Symbolische, diesen Standort – all dies kennen wir inzwischen vorwiegend durch die Demonstration seiner Unfähigkeit, die Probleme der Lebenden anzugehen. Wir haben sie akzeptiert, wir können sie als Vermittlungen akzeptieren, die bisher notwendig waren, aber, jawohl: Heute leben wir in einer besonderen Zeit, und daher können wir dafür kämpfen, etwas anderes zu machen, indem wir andere Haltungen praktizieren, die sich aus der weiblichen Wurzel der Souveränität herleiten.

Souverän bedeutet über dem Gesetz. Wie oft haben wir diese Formel angerufen, seit wir gelernt haben, dass das mystische Denken auch ein praktisches und politisches Denken ist, und dass Mystiker und Mystikerinnen sich wirklich symbolisch »über dem Gesetz« angesiedelt haben! Souverän zu sein, gerade weil man über dem Gesetz steht, das alle Defekte derer trägt, die es erfunden und überliefert haben, bedeutet, sich in die Lage zu versetzen, eine Gewähr zu geben für die Realität, ihre Großartigkeit und ihre Tiefe, die Wurzeln und die Ursprünge der Existenzen, die sie bilden. Die Fähigkeit, sich über das Gesetz zu stellen – wobei man es gleichzeitig respektiert und respektierbar erhält für jene, für die das eine symbolische Notwendigkeit ist – ist typisch für die Souveränität dessen, wozu Frauen aller Arten fähig sind. Und sie bürgt für eine wirksame und wohltuende Neuinterpretation der Realität der Gegenwart, die momentan vom menschlichen Gesetz gebeugt, verdreht und mystifiziert wird. (…)

Annarosa Buttarelli: Souveräninnen. In: Diotima: Macht und Politik sind nicht dasselbe.

Frida Kahlo und Prinzessinnenreporter

Auch eine schöne Königin ist natürlich Frida Kahlo.

Und dass die Königinnen dieser neuen Medienseite sich Prinzessinnen nennen, ist natürlich glattes Understatement, woran die Postings auch überhaupt keinen Zweifel lassen.

Wichtig ist, dass du souverän bist

Sehenswert: Arte-Sendung über den Schwarzen Karneval in Salvador de Bahia (und schöne Königinnen!) – http://www.tvspielfilm.de/mediathek/salvador-da-bahia-karneval-im-rhythmus-afrikas,7259336.html

Ich bin eine Königin

Bild

Vor einem Vierteljahrhundert schon war ich mit dem Thema konfrontiert. Ich war Mutter von vier Söhnen zwischen 1 und 8 Jahren. Einer davon forderte mich ganz besonders heraus – er hatte immer viele Ideen und es war nicht so einfach ihn zu führen. Einmal in einem Gespräch mit einer lieben Kollegin hatte ich das Bild von ihm als einem Prinzen. Was blieb mir als Mutter dann anderes übrig als selber zur Königin zu werden, wenn ich nicht als „Untertanin“ die Erziehung aufgeben wollte.

Seither ist viel Zeit durchs Land gegangen – die Söhne sind erwachsen und ausgezogen, ihre eigenen Reiche zu gestalten.

Letzthin in einer Sitzung mit einer Kollegin, als es darum ging, in einer Visualisierungsübung an eigenen Themen zu arbeiten, traten folgende Bilder auf: Zuerst war ich ausserhalb einer Gesellschaft, wusste nicht so recht wie ich mit den Menschen in Kontakt treten könnte. Es gelang mir und dann wandelte sich das Bild: etwas zögerlich nahm ich wahr, dass ich als Königin mich unter die Gäste mischen konnte. Ich fühlte mich gut und stark und nahm das Bild gerne mit in den Alltag.  Ich staunte dann, als zwei Tage später meine Kollegin mich mit dem „Knopf“, „Ich bin eine schöne Königin“ überraschte.  Sie hatte am Abend unserer Sitzung Besuch erhalten von  Juliane, die gerade von einem Treffen mit vielen  schönen Königinnen kam.

So möchte ich gerne mein Bild der Königin teilen und andere Frauen ermutigen, die innere Königin zu entwickeln und zu leben.

Susanne Stückelberger, Zürich, Schweiz

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schoene

Philomena und Judy Dench

Dass Philomena ein großartiger Film ist, habt Ihr sicher schon überall gelesen. Unbedingt reingehen, und am besten in OMU, wegen den Witzen. Und außerdem wieder ein Königinnenfilm. Judy Dench ist eine schöne Königin, und die Philomena, die sie spielt auch.

Kronprinzessin Victoria bei LGBT-Gala

Sie bekam minutenlangen Applaus und zu ihrem Auftritt wurde „Dancing Queen“ gespielt. Ohne Vorankündigung erschien Victoria von Schweden bei der Gala der schwul-lesbischen Zeitschrift „QX“ in Stockholm, um Jonas Gardell als „Homo des Jahres“ auszuzeichnen.

Cool und souverän!

Königin von Frankfurt

Am 11. Juni wird die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth verabschiedet. Die Bild-Zeitung will wissen, dass sie von vielen Frankfurtern liebevoll „unsere Königin“ genannt wird. Ich habe das (als Frankfurterin) zwar noch nie gehört, aber kommt schon irgendwie hin.

„Sie sind fünf Damen. Und sie sind sehr britisch“

Auf dem Blog von Frau Nessy steht diese schöne Geschichte. Sie handelt von einer Dame, die zweifellos eine Köngin ist, denn

Sie lächelt milde, winkt majestätisch aus dem Handgelenk und hüpft so lange, wie Stijn guckt.

Und sie ist nicht allein, sondern Teil einer Gruppe von fünf schönen Königinnen:

Sie sind gepflegt onduliert, tragen zurückhaltende Bademode, tiefer Beinausschnitt, hohes Dekolleté. Ihre Hörgeräte sind dezent. Blümchenmuster stehen ihnen gut. Abends sind sie stets gut gekleidet, nicht überkandidelt, aber dennoch adrett. Die Röcke gehen bis über die Knie. Am Buffet lassen sie einander so lange den Vortritt, bis andere Gäste nervös dazwischengehen und ihnen die Runzelkartoffeln wegessen.

Hier geht’s zum kompletten Text!

Ursula und ihre Gefährtinnen

Fünf schöne Königinnen: In der Mitte die Heilige Ursula, rechts und links ihre Gefährtinnen. Aus der katholischen Kirche in München-Aubing. Foto: Cornelia Roth

Fünf schöne Königinnen

Beim Denkwochenende von „Kultur schaffen“ dachten wir im Rahmen unserer diesjährigen Themen „Status und Habitus“ und „Wirksam werden in der ‚richtigen‘ Welt“ über Souveränität nach. Mit „Souveräninnen“ ist auch ein im vergangenen Jahr übersetzter Text der Diotima-Philosophin Annarosa Buttarelli überschrieben. Im Anschluss an diesen Text hatte Antje Schrupp in einem Blogpost zum Tod von Cesaria Evora vom möglichen Königin-Sein aller Frauen gesprochen.

Hildegard von Bingen schaut in ihrem Königinnen-Habitus auf die Welt. Foto: Maria Börgermann-Kreckl.

In diesem Zusammenhang stand die Erfahrung einer von uns, die in einem Kreativ-Workshop, bei dem sie sich selbst malen sollte, sich als eine Frau darstellte, die sich selbst krönt. In einem zuvor stattfindenden Tanzworkshop hatte sie die Erfahrung gemacht, dass sie sich durch den Gedanken an ihr Königin-Sein, für sie gleichbedeutend mit Philosophin-Sein, körperlich aufgerichtet hatte.

Angeregt durch den Satz „Ich bin eine Philosophin“ beschrieben wir Souveränität als eine Haltung, in der ich etwas sage und tue, ohne dass ich es untermauern muss im Sinne eines Beweises, womit ich mich an Schon-Gedachtes anbinden würde. Als eine Selbstautorisierung mit Respekt für das, was es noch gibt, ohne auf alles reagieren und sich auf alles beziehen zu müssen.

Bei der Frage, wie Souveränität und Wirksamkeit zusammenkommen, tauchte dann schnell wieder die Klage auf: Warum ist bei fähigen Frauen der Wunsch so viel geringer, mit ihren Ideen nach außen zu kommen, als beispielsweise bei den 20 Männern, die derzeit den Netzdiskurs (hinsichtlich Veränderung und Innovation) beherrschen? Wirksamkeit  kann man zwar nicht machen, sie ist ein Gnadengeschenk, aber man kann etwas dafür tun. Warum tun viele Frauen nichts dafür, vor allem ältere Feministinnen? Wie könnte es gelingen, ihnen zu vermitteln, dass sie einen Schatz haben, wie könnte das Bedürfnis in ihnen geweckt werden, ihn in die Welt zu bringen?

Hildegard Wustmans fiel schließlich ein Bild ein, das Frauen, wenn sie es zu ihrem Selbstbild machen, das Auftreten in der Öffentlichkeit erleichtern könnte. Denn viele Frauen wollen mit dem Bild des Platzhirsches, das dem Auftreten von Männern in der Öffentlichkeit entspricht, nichts zu tun haben. Und schon gar nicht mit dem Bild der bissigen Stute, die die anderen Frauen wegbeißen muss, um allein im Mittelpunkt zu stehen. Es geht auch nicht darum, die eine Königin neben dem einen König zu werden, sondern wir brauchen das Bild:

Fünf schöne Königinnen 

Nachdem einige von uns Erlebnisse erzählt haben vom gemeinsamen Auftreten mit einer oder zwei politischen Freundinnen, von tollen Erfahrungen des sich als Schöne-Königinnen-Fühlens, sammelten wir

Assoziationen zu diesem Bild:

– Eine Frau, die andere antreibt, ist eher ein strenger König als eine Königin mit anderen Königinnen. Sie sollte vielmehr eine „burning person“ sein, die andere mit ihrem Feuer ansteckt.

– Früher  – zur Zeit der Frauenbewegung der 70-er Jahre – hätten Frauen sich wahrscheinlich „Fünf Hexen“ genannt als Gegensatz zum Platzhirsch.

– Es gibt Königinnen nur im Kontext von Öffentlichkeit, und es gibt dafür Zeichen, wie sie sich präsentieren. Eine Königin hat Insignien der Macht (oder der Autorität?) (Krone, Zepter, aufrechte Haltung)

– Die Souveränität der Königin definiert sich nicht wie beim Monarchen darüber, dass sie die einzige ist. Aber trotzdem muss jede allein für sich souverän sein. Nicht: Die eine bestätigt die andere, oder: Die eine geht in der anderen auf. Sondern: Zwischen beiden entsteht ein Diskursraum, der öffentlich wird. Statt dem Gefühl, einsame Ruferin in der Wüste zu sein, entsteht dann Freude aneinander und an dem, was man tut. Diese Energie des Spaßhabens ist ganz wichtig.

– Souverän heißt „über dem Gesetz“. Gesetzlichkeit kann hemmend wirken, aber sie gibt auch Halt und Orientierung. Achtsamkeit im Kontext von Königinnentum heißt, auch die im Auge zu haben, die diesen Halt brauchen. Geht achtsames gemeinsames Königinnentum also nur, wenn alle Anwesenden Königinnen sind?

– Über das Bewusstsein, Königin zu sein und bewusst diese Haltung einzunehmen, stelle ich Erfahrungen von Scham, Trauer, Versagen, Fehler, Schwäche … in einen anderen Kontext, wodurch sie da sein dürfen. Im Gegensatz zum König, der seine Schwäche verbergen und überspielen muss.

– Machen Königinnen Angst? Und wenn ja, wie können sie diese Angst in Respekt umwandeln? Ein König verstärkt extra die eigene Macht, um Angst auszulösen. Ich muss zwar nicht zwingend den anderen die Angst nehmen, und auf keinen Fall, indem ich mich erniedrige und klein mache. Eine Königin muss aber Respekt vor der Angst der anderen haben (weil Angst auch Leben sichert). Aber sie kann darauf hinwirken, dass die Person neue Überlebensmöglichkeiten erlernt.

Es ist wichtig, dass wir nicht nur von Königinnen, sondern von schönen Königinnen sprechen. Was bedeutet „schöne Königin“?

– Spielerisch, erotisch, mit Leichtigkeit, attraktiv. Schönheit kommt von selbst durch die Königinnenhaltung.

– Schöne Prinzessinnen irren sich, wenn sie glauben, sie könnten allein auf dem Weg über ihre Schönheit Königinnen werden. Frauen, die die Männer-Mainstream-Schönheitskriterien erfüllen, werden von Männern gern zu „Sekretärinnen“ gemacht, sie haben es schwerer, Königintum zu erreichen. (Es gibt eine Untersuchung von Bradley Ruffle und Ze’ev Shtudiner, die zeigte, dass Schönheit bei Bewerbungsgesprächen für Frauen im Gegensatz zu Männern kein Vorteil ist). Es gibt also Schönheitsattribute, die klein machen, und solche, die groß machen. Schönheit und Souveränität gehören zusammen, aber Souveränität ist nicht über die Stellschraube „Schönheit“ zu erreichen.

– Auch in der (Mainstream-)Welt gibt es schon ein Sensorium für Schönheit und Souveränität. Hildegard (von Bingen) wird wahrscheinlich bald zur Kirchenlehrerin ernannt. (Es ist sicher kein Zufall, dass wir das Bild von den fünf schönen Königinnen bei unserer Tagung im Hildegard-von-Bingen-Kloster gefunden haben).

– Schönheit im Kontext von Königinnen bedeutet, dass wir gern hinhören, gern hinschauen, uns gern in Beziehung setzen. Schön ist, was Begehren weckt. Das kann auch Angst auslösen, wenn das Gegenüber dieses Begehren bei sich nicht haben will.

– Wenn wir einmal gut zueinander und zu uns passende Kleidung gefunden haben, kann es sein, dass wir darin an einem anderen Tag und in einer anderen Situation nicht schön aussehen. Passende Kleidung sieht also nicht immer gleich schön aus. Subjektiv nicht passende Kleidung schwächt Souveränität. Aber passende Kleidung ist nicht reproduzierbar, sie muss in jeder Situation neu gefunden werden.

– Schönheit hat auch mit Haltung und Lebendigkeit zu tun. Und mit dem, was gesprochen wird. Und mit der Stimme. Und mit einer Ausstrahlung, die zur Lebensphase passt (Assoziation zum Bild der weißen, roten und schwarzen Göttin).

– Schönheit hat auch mit Spiritualität zu tun.

Königinsein und Inszenierung:

– Wie will ich mich am jeweiligen Tag als schöne Königin inszenieren? Wie viel Raum und Erlaubnis geben wir uns selbst und uns gegenseitig dazu?

– Wenn ich mich inszeniere, muss ich mich nicht ganzheitlich zeigen, sondern zeige Aspekte von mir kontextadäquat. Diese Möglichkeit könnte Frauen den Schritt an die Öffentlichkeit erleichtern. Denn Frauen – so Chiara Zamboni – fühlen sich eher ganz entblößt, wenn sie öffentlich sprechen, weil sie sich mit ihren Worten ganzheitlicher identifizieren, während Männer eine mittlere Distanz zu dem haben, was sie sagen.

– Inszenieren auch als Provokation. Inszenierung heißt, dass ich nicht alles sofort vermitteln muss, rechtfertigen muss. Ich entscheide, mit wem ich dann darüber reden will. Doch wenn ich mit einer Provokation „gezündelt“ und damit Aufmerksamkeit erregt habe, brauche ich einen langen Atem, um immer wieder zu vermitteln, was ich meine.

(Aus dem Protokoll „Kulturschaffen 2012“ zusammengestellt von Dorothee Markert)

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